Ich beginne zu träumen.
Ich sitze in einem Taxi. Angela Merkel fährt. Ihre Anwesenheit ist mir nicht unangenehm, doch stört es mich, dass sie am Steuer sitzt. Ihr zu sagen, dass ich die Fahrt abbrechen und aussteigen will, erscheint mir der falsche Weg zu sein. Frau Merkel säße weiter am Steuer und ich hätte keine Möglichkeit mehr das Ziel vorzugeben. Plötzlich muss ich an Guttenberg und Wulff denken. Soll ich Frau Merkel mein Vertrauen aussprechen? Ich schüttele mit dem Kopf. Weshalb sollte ich flunkern? Andererseits, wenn man verstanden werden will, ist es angeraten, den Wortschatz seines Gegenübers zu nutzen. Laut und deutlich sage ich:
„Frau Merkel, Sie
haben mein volles Vertrauen.“
Sie fixiert mich im
Rückspiegel. Ich halte ihrem Blick Stand. Nach einer Weile hält Frau Merkel an
und steigt aus. Während ich zusehe wie sie sich von dem Taxi entfernt, fällt
mir auf, dass sie kein einziges Wort an mich gerichtet hat.
Das fahrerlose Taxi
erregt Aufsehen. Ein Tumult entsteht. Ein Mann mit Halbglatze und unscheinbarer
Brille tut sich hervor. Er öffnet die Tür, grüßt mich jovial und setzt sich wie
selbstverständlich auf Frau Merkels Platz. Während er ein Gespräch mit mir
beginnt, greift er zum Zündschlüssel. Plötzlich erkenne ich ihn. Bevor Herr
Steinbrück den Motor startet, tippe ich ihn an die Schulter und frage, ob er
überhaupt befähigt sei, ein Taxi zu steuern. Schließlich zahle ich für die
Fahrt und möchte nur von einem qualifizierten Chauffeur zu meinem Ziel gebracht
werden. Mit funkelnden Augen dreht sich Herr Steinbrück kurz zu mir um. Ich
gebe ihm eine zweite Chance, tippe ihn nochmals an die Schulter und wiederhole
meine Frage. Herr Steinbrück reicht mir seinen Führerschein. Ich mache ihn
darauf aufmerksam, dass dies kein Personenbeförderungsschein sei. Herr
Steinbrück verliert hörbar die Fassung und steigt aus. Er geht auf seine Frau
zu, sie bedeutet ihm mit einer Geste, umzukehren. Herr Steinbrück geht jedoch
stapfend weiter. Frau Steinbrück kommt auf das Taxi zu. An ihrer Mimik erkenne
ich, sie will mir etwas erklären. Ihre Erklärungen will ich jedoch nicht hören
und verriegele schnell die Türen. Ich möchte Gerechtigkeit gegenüber meinen
Fahrern walten lassen. Chancengleichheit bedeutet auch, dass nicht nur Frauen
wie Angela Merkel, sondern auch Männer wie Herr Steinbrück an ihren eigenen
Worten und Taten gemessen werden.
In meinem Traum im
fahrerlosen Taxi sitzend, denke ich an das Ziel meiner Fahrt und welche
Richtung ich einschlagen muss, um es zu erreichen. Ich setze mich auf den
Fahrersitz. Schnell stelle ich fest, dass mir das Lenkrad zu schwergängig ist
und der Sitz über keine passende Einstellung verfügt, die es mir ermöglicht
Gas- und Bremspedal nach meinem Gusto zu hantieren. Ich steige aus. Mal kämpfe
ich mich durch das Unterholz, mal gehe ich ebene Wege.
Ich wache auf. Mein
Traum endet.
Unsere Fahrt geht
jedoch weiter.